Beschreibung
Bundesrepublik Deutschland: Michel-Nr. 299, Wohlfahrt: Landwirtschaft, 20+10 Pf, gestempelt
Die 9. Serie der Wohlfahrtsmarken mit Zuschlag sollte nach dem Wunsch der Deutschen Bundespost die Verdienste der Landwirtschaft um die Volksernährung würdigen. Im Einvernehmen mit der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege und mit den als Vertretung der Landwirtschaft zuständigen Gremien wurden als Motive für diese Sonderausgabe das Porträt Raiffeisens sowie Darstellungen einer Sennerin, einer Winzerin und eines Landmannes ausgewählt.
Friedrich Wilhelm Raiffeisen wurde am 30. März 1818 in Hamm an der Sieg geboren. Wegen der guten Ausbildungsmöglichkeiten trat er mit 16 Jahren in die preußische Armee ein, musste jedoch 1843 wegen eines Augenleidens, das ihn zeitlebens quälen sollte, seinen Abschied nehmen.
Im Herbst 1843 trat Raiffeisen in den preußischen Verwaltungsdienst ein. Bis 1865 amtierte er in der Folge als Bürgermeister verschiedener, vor allem ländlicher Gemeinden, zuletzt in Heddesdorf bei Neuwied. Schon in dieser Zeit gründete Raiffeisen mehrere gemeinnützige Wohltätigkeits- und Darlehenskassenvereine, die notleidenden Bauern auf solidarischer und ehrenamtlicher Basis günstige Kredite beschaffen und ihnen den Gang zum Wucherer ersparen sollten. Ab etwa 1864 stellte Raiffeisen seine Vereine, deren Organisationsweise er mehrfach verbesserte, auf eine genossenschaftliche Arbeitsmethode um. Die von ihm verfasste ‚Praktische Anleitung zur Bildung von Darlehenskassenvereinen‘, die erstmals 1866 erschien, überarbeitete und erweiterte Raiffeisen für jede der vier im Laufe der Jahre folgenden Auflagen.
Zu den Grundsätzen der Vereine Raiffeisens gehören Freiwilligkeit, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung. Die ehrenamtliche Leitung pflegte Raiffeisen, um diese zur Wohltätigkeit anzuhalten, in die Hände der jeweiligen Dorfhonoratioren zu legen. Ab etwa 1870 führte Raiffeisen zur Verbesserung des organisatorischen Zusammenhaltes regionale Zentralverbände ein.
Er plante auch ein genossenschaftliches Lebens- und Rentenversicherungssystem, vermochte diese Absichten aber nicht mehr zu verwirklichen. Bei seinem Tode am 11. März 1888 in Neuwied konnte Friedrich Wilhelm Raiffeisen auf ein gesichertes Lebenswerk mit inzwischen 423 örtlichen Raiffeisenvereinen zurückblicken.
Motiv: Winzerin mit Rebstock